Landsalon Nr. 1

am Montag, 16. Juli 2012, 18.00 Uhr in Schloss Kannawurf


"Meine Vision für den ländlichen Raum"

Ein Gespräch mit Minister Jürgen Reinholz (TMLFUN) 

Das Künstlerhaus Thüringen im Schloss Kannawurf (http://www.schloss-kannawurf.com) war für uns ein passendes Umfeld für die Diskussion über Visionen für den ländlichen Raum. Angetan und inspiriert davon nahmen Minister Jürgen Reinholz (TMLFUN) und Burkhardt Kolbmüller (Heimatbund Thüringen) auf Sessel und Sofa im großen Saal des Renaissance-Schlosses Platz, um die Gäste zu begrüßen und Gedanken zur Zukunft des ländlichen Raumes auszutauschen.

Derzeit stimmt das Ministerium mit der EU und der Bundesregierung die Entwicklungsziele für die ländlichen Räume bis 2020 ab. Der flächendeckende Leader-Ansatz – die Bildung und Arbeit von Regionalen Aktionsgruppen in allen Thüringer Regionen – ist ein Erfolgsmodell, der von anderen Bundesländern mittlerweile kopiert wird, betonte Jürgen Reinholz mehrfach an diesem Abend. Die Land- und Ernährungswirtschaft stellt für ihn jetzt und in der Zukunft ein stabiles Fundament für die Thüringer Wirtschaft dar, nicht nur wie zuletzt gesehen, bei einer Wirtschaftskrise. Das darf man auch nicht als Wirtschaftsminister Matthias Machnig übersehen, so Herr Reinholz, wenn man einen Trendatlas Thüringen 2020 (März 2011) herausgibt, in dem diese Wirtschaftszweige gar nicht vorkommen.

Wie Thüringen insgesamt durch die kleinteiligen wirtschaftlichen Strukturen robust aufgestellt ist, so ergänzte Bundestagsabgeordneter Johannes Selle, eröffnet der vielfältige ländliche Raum Thüringens neben der Tradition unzählige Möglichkeiten und Ansätze für moderne Ideen und Ansätze des Lebens und Wirtschaftens auf dem Land. Für Jürgen Reinholz ist die nachhaltige Energieversorgung dabei ein zentrales Thema. Die Potenziale dezentraler Energieversorgung - wie Ansätze der Biogasveredlung zeigen - sind noch lange nicht ausgereizt.

Drei Punkte waren anschließend Schwerpunkte der Diskussion mit den Gästen.

Zum einen wurde die politische und finanzielle Fokussierung auf städtische Räume Thüringens kritisch hinterfragt, wo doch gleichzeitig immer wieder betont wird, dass Thüringen vor allem ländlicher Raum ist - mittlere und kleinere Städte wie Dörfer, wo die Menschen leben und arbeiten.

Zum anderen wurde angesprochen, dass der Kampf um möglichst viele Fördermittel für den ländlichen Raum ein wichtiger aber eben nur ein Punkt ist. Mindestens genauso wichtig ist der unbürokratische, flexible und effiziente Einsatz der vorhandenen Mittel entsprechend des jeweiligen strategischen Bedarfs in den Regionen. Wenn immer wieder die Bedeutung der Regionalen Aktionsgruppen (Leader) heraus gestellt wird, dann bedürfen diese auch entsprechender Instrumente, z.B. die Anrechnung von Drittmitteln, seien es Spenden oder Sponsorengeldern, als Eigenmittel oder von Eigenleistungen. Vieles, was im städtischen nicht oder nicht mehr möglich ist, ist im ländlichen Raum durch ein hohes  Engagement der Bewohner eben doch möglich. Das zeigen die vielen Initiativen und Aktivitäten in den ländlichen Regionen Thüringens, von denen Kannawurf letztlich „nur“ ein Beispiel ist.

Und drittens wurde betont, dass eine ressortübergreifende Diskussion in Thüringen über den abgestimmten Einsatz der verschiedenen EU-Fonds notwendig ist, um entsprechend des Bedarfs finanzielle Mittel zur Förderung und Unterstützung des ländlichen Raums bereit stellen zu können und um eine hilfreiche wie unbürokratische Vergabe dieser Mittel zu ermöglichen.

Roland Lange, der den Gästen die Aktivitäten und Arbeitsweise des Künstlerhauses Thüringens vorstellte, war von dem entgegengebrachten Interesse und der Wertschätzung, die ihm entgegen gebracht wurden, angetan. Wir Organisatoren, Personen und Akteure, die sich im LandNetz Thüringen zusammen geschlossen haben, waren sehr zufrieden mit unserem ersten LandSalon. Weitere werden folgen.

Zum ersten LandSalon fanden sich ca. 30 engagierte Personen und Akteure des ländlichen Raumes zusammen. Unter den Gästen waren Harald Henning, Landrat von Sömmerda, der Bundestagsabgeordnete Johannes Selle (CDU), Frank Augsten, Landtagsabgeordneter (Die Grünen), Vertreter der Akademie für den Ländlichen Raum Thüringen, der Thüringer Aufbaubank sowie verschiedener Institutionen und Initiativen aus ganz Thüringen wie den Regionalen Aktionsgruppen (Leader).